Eigen-Diagnosen sind der Renner! (das gilt natürlich auch für Männer, ich wollte nur den Titel nicht unlesbar machen. Für den Rest des Textes gilt das übrigens auch: beide Geschlechter sind betroffen... 😉 )
Ich weiß nicht, wen oder was die freundliche Psychologin auf dem Titelbild da diagnostiziert. Könnte sein, sie benutzt Begriffe wie:
hypersensibel, introvertiert, AD(H)Sler, Narzisst (ach nein, das sind ja nur die anderen... 😉 ), in toxischer Beziehung, Indigo-Kind, "alte Seele", Co-Abhängige, im BurnOut? ...Nur, um mal die Bestseller-"Diagnosen" zu nennen...
Natürlich ist nicht alles eben Zitierte eine Diagnose im psychopathologischen Sinne (Diagnose ist laut Duden die "Feststellung, Bestimmung einer körperlichen oder psychischen Krankheit"), manche sind einfach Zustandsbeschreibungen oder Etiketten, die als eine Art Diagnosen populär gehandelt werden. Also, die Psychologin wird nicht alle dieser Zuschreibungen benutzen.
Behalten wir aber einmal den Begriff "Diagnose", auch wenn er hier im Sinne der Definition nicht oft zutrifft, denn auch bei den anderen Etiketten (BurnOut, "alte Seele" etc.) wird eine Gruppe von Symptomen oder Eigenschaften zu einem Begriff zusammengefasst. Findet sich eine kritische Anzahl von Merkmalen, so ist dann eine bestimmte vorgesehene Diagnose zutreffend.
So wird es im medizinischen und psychologischen Bereich gehandhabt: Wenn zum Beispiel drei Symptome einer Liste an Beschwerden im ICD-10, dem Diagnostikmanual in Deutschland, vorliegen, kann man eine leichte Depression diagnostizieren: z.B. gedrückte Stimmung, Verminderung von Antrieb, Aktivität, Konzentration und Freude, Schlafstörungen, Appetitminderung, niedriges Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen.
Lassen wir mal die Unterstützung bei der Diagnose durch weitere Informationen durch eine Anamnese und den direkten Kontakt mit dem zu Diagnostizierenden der Einfachheit halber weg, die natürlich auch einfließen sollten.
Und lassen wir auch die Kritik beiseite, dass natürlich Listen und Tests, mit denen die oben erwähnten (Pseudo-)Diagnosen und Etiketten oft "erworben" werden, oft sehr willkürlich und von mehr oder minder verlässlichen Expert*innen entworfen wurden. (Ich möchte jetzt nicht mit meinem Studium prahlen und Testqualitätskriterien wie Validität und Reliabilität in den Ring werfen, da ist man hier natürlich weit davon entfernt.) Aber so ein Youtube-Video "Fünf wichtigste Merkmale einer introvertierten Person" ist ja schnell mal gemacht.
-- Aber ok, ja, komm `runter Ulf, es gibt ja auch seriösere Quellen.
Kurzum, man kann eine "Diagnose" (oder Etikett) auch als Oberbegriff für bestimmte festgelegte Phänomene bezeichnen.
Das Festlegen auf eine Diagnose ist oft auch für Experten nicht einfach, soll das Ergebnis doch eine oder mehrere Konsequenzen haben - sonst bräuchte man es ja gar nicht. Nicht zuletzt zur Entscheidung für eine bestimmte Therapie.
Das Ganze ist aber - nicht erst seit Kurzem - ein beliebter Sport für Laien geworden. Das Internet ist natürlich auch hier "hilfreich" und greift uns hier gerne unter die Arme, gerade weil es ja so populär ist. Ob Du Dich selbst diagnostizieren möchtest oder andere, für alles gibt es einen "Test".
Obsessive Liebe: 10 Warnzeichen, dass er liebessüchtig ist
Ist Dein Partner ein Narzisst? (eine der Lieblingsdiagnosen zur Zeit)
Bist Du hochsensibel?
Waren Deine Eltern psychisch krank?
Steckst Du in einer toxischen Beziehung?
Bin ich ein ADHSler?
Bin ich introvertiert oder extravertiert? (hier wird meistens auch noch falsch "extrovertiert" geschrieben...das sagt schon alles...)
Welche Gehirnhälfte ist bei mir stärker - die linke oder die rechte?
Gleich mal angewendet und: Herzlichen Glückwunsch! Du hast Dich - oder Andere (je nach dem, mit wem Du offensichtlich größere Probleme hast...) - erfolgreich diagnostiziert! Du hast Dich tapfer durch Links und Internetfragebögen gearbeitet, pdfs und E-Books zum Thema aus dem Netz heruntergesogen, Erfahrungsberichte Betroffener verspeist, verdaut und verglichen - und bist zu einer schlüssigen Diagnose über Dich oder Andere gekommen:
Ja, ich bin ein/e ..... !
(oder: Mein/e Partner/in ist ein/e .... !)
Also vor der Diagnose:
Krise, Ablehnung, Verzweiflung
Und nach der (Selbst- oder Fremd-)Diagnose:
Entspannung, "Wissen", "Kontrolle"
Das ist etwas übertrieben, aber macht nichts. Es trifft den Effekt. Aber wie das? Wieso dieser Unterschied? Woher kommt dieses Bedürfnis nach (Selbst- & Fremd-)Klassifizierung - und diese Erleichterung, etwas Passendes für sich und die eigene Befindlichkeit gefunden zu haben?
Du findest Dich in einer Kategorie wieder: Du gehörst jetzt dazu (vielleicht endlich mal!) - mag die Gruppe noch so klein sein, eine kleine Gruppe ist besser als keine. Du bist nicht mehr alleine damit, kannst sogar Anschluss finden, hast "das Wort", den Banner gefunden, unter dem Du jetzt läufst. Und wenn es drei Menschen auf der Welt mit diesem Thema gäbe, man könnte sie finden und sich austauschen, denn das Internet ist groß und weltweit - diese weltweite Verbindung, auch von verschwindend kleinen Minderheiten gab es noch vor wenigen Jahrzehnten nicht.
Selbsthilfegruppen oder Foren haben immer den Vorteil, dass man sich nicht so alleine fühlt, denn sich auf eine unangenehme Weise besonders und isoliert fühlen ist eines der größten Angstinhalte, die eine Seele kennt.
Man kann sich austauschen und lernen, wie andere mit einem Thema umgehen.
Diesen Punkt kann ich als Vorteil der Suche nach Matches, Übereinstimmungen, anerkennen. Und das Label hilft dann dabei, weil man es googeln kann.
Ich könnte aber auch fragen: Kannst Du es nicht annehmen, wenn es nicht andere Deiner Art gibt? Ist das eine Voraussetzung für Selbstliebe? Wärest Du ein Künstler und bräuchtest diese "Verschrobenheit", Andersartigkeit, würdest Du dann auch danach googeln?
Bei den anderen kommenden - oft eher unbewussten - Gründen fällt es mir persönlich schon schwerer, sie als Vorteil zu sehen. Aber mach´ Dir selbst ein Bild:
Wissen hat eine große Anziehung, weil es Kontrolle und Macht über den Zustand, der einem Probleme bereitet, verheißt.
"Jetzt weiß ich, was es ist, was mit mir los ist, jetzt kann ich damit umgehen."
Ok. Durch eine mehr oder minder genaue Einsortierung mit Hilfe einer Symptomgruppe, die auf mich zutreffend ist - nichts Anderes ist ja eine Diagnose - fühlt man sich besser. Dabei ist es nicht mal eine Begründung. "Ach, weil ich eine alte Seele bin, daher fühle ich mich so anders als die anderen" - was? das ist die Begründung? Das ist höchstens eine Beschreibung. Und wie alt die anderen sind, woher weiß man das? Und warum macht Alter einsam? Und warum ist diese Einsamkeit so schmerzhaft? Mehr (und bessere) Fragen als Antworten. Manche verwechseln hier Beschreibung mit Ursache. Kein Etikett bedingt eine Wirkung.
Was IST aber mit mir los? Weiß ich das dadurch wirklich? Oder habe ich nur einen Begriff gefunden und mich dort wiedergefunden? Was mache ich wirklich damit Produktives?
Eigentliches, wirkliches Verstehen oder Begründen - das ist etwas Anderes. Auch die unangenehmen Zustände annehmen, die überhaupt zum Googeln geführt haben, ist etwas Anderes - und wäre meines Erachtens produktiver, weil es Probleme löst und nicht eine einfache Beruhigung schafft.
Manche sagen: "Ich bin halt Alkoholiker" - als wäre das ein Schicksalsschlag und käme von irgendwoher (am besten "aus den Genen", da ist man dann - aber auch nur vermeintlich - fein ´raus). Das klingt wie Annehmen, man könnte es fast verwechseln. Mit Verantwortung hat das jedoch wenig zu tun, es klingt eher, als hätte man eine Besetzung oder wäre irgendwie gesteuert; man selbst ist distanziert und dabei unbeteiligt. Das ist schwierig, mit dem Konzept von Resonanz (Anziehen von Situationen, Umständen, Körper, Menschen) und früheren Leben in Einklang zu bringen.
Dies ist überhaupt ein "guter" Grund, sich Diagnosen zu verschaffen und sie dann als Schild (und Rechtfertigung für Einiges im Leben) vor sich her zu tragen: "Weil ich ..xyz... bin, kann ich natürlich auch nicht ..zyx... !" - Sekundärer Krankheitsgewinn, so hieß das bei Freud; was heißt: Ich hab´ was davon, krank zu sein (oder mich zumindest so zu bezeichnen, das reicht auch schon. Und es kann eben auch ein bestimmtes Etikett sein, man muss nicht krank sein).
Ent-Schuldigung durch eine Diagnose (obwohl es umgekehrt nicht um Schuld geht, sondern um Verantwortung! Und eigene Größe!) Setze Dir kein Kainsmal auf die Stirn, das tut auf Dauer gar nicht gut.
Und überhaupt, auch wenn es nicht um Verantwortungsabgabe geht: Brauchst Du ein Etikett, um Dich anzunehmen?
Eine gewisse "Heike" als Reaktion auf ein Video zur Bestimmung einer "alten Seele": "Vielen lieben Dank!! Zu 90% finde ich mich wieder. Euer Beitrag hat mich innerlich sehr beruhigt und ich kann mir jetzt selbst sagen: ich bin richtig so wie ich bin, yeah." Hmmm, ich lese und staune, ehrlich...
Macht es aus Dir einen liebenswürdigeren, "richtigeren" Menschen, wenn Du weißt, dass es zum Beispiel die Hochsensibilität ist, die Du "hast"? War es vorher ein Makel? Scheinbar! Ich sehe ja die Reaktionen auf solche Etikettenlisten und Videos.
Müssen also alle, die einen - von außen oder innen festgestellten angeblichen - "Makel", eine Abweichung von der Norm "besitzen", auf eine Diagnose warten, wenn es mal noch keine gibt?? Hmmm...
Wiedererkennen. Das scheint ein Wert zu sein. Man will sich gespiegelt sehen, und wenn es in Listen ist. Ich nehme es so hin.... 😉
Manche wollen gar nicht eine Kategorie oder ein Label, um sich gemein mit anderen zu machen, sondern um sich abzusetzen und ihr Ego zu stärken, allen voran das spirituelle Ego: "Alte Seele" oder "Ich bin vom Planeten MonChiChi in der vierten Galaxie rechts" - wow, das klingelt in den Ohren! Dass man in diesem Leben neben diesen Wesen Luft atmen darf! Wir sind so dankbar dafür.
Mehr ist dazu nicht zu sagen. 🙂 - Ach doch: das oben erwähnte Youtube-Video "10 Anzeichen, dass du eine alte Seele bist und anders denkst" hat über 100.000 Aufrufe. Ich glaub´, ich mach auch so ein Video. So als alte, schlaue Seele. 🙂 )
Andere zu diagnostizieren ist mindestens genauso beliebt und da wird der letztgenannte Zweck noch deutlicher:
"Ich bin nicht dran schuld, es liegt nicht an mir" - das fühlt sich ja immer besser an! Opfer sein ist so schön frei von Verantwortung (scheinbar zumindest, aber tiefer will man dann nicht unbedingt blicken).
Selbstgebastelte Diagnosen von Anderen: "er ist Narzisst"; oder: "er leidet unter PTBS, denn er ist in der Kindheit missbraucht worden"; oder vielleicht auch mal eine Unterstellung im spirituellen Bereich: "sie ist bestimmt Schwarzmagierin". Solche Einschätzungen erhöhen einen selbst irgendwie, man ist dann "draußen" und "oben" und hat selbst damit nicht mehr viel zu tun. Man weiß halt was. Die laienhafte Doktorin mit therapeutischem Blick.
Dieses "Wissen" über andere wird eingesogen und Viele werden zum Beispiel richtige Narzissmus-Expert*innen (zur Zeit der Bestseller unter den Fremddiagnosen). Auch hier: Glückwunsch! Und jetzt? Was machst Du mit diesem "Wissen"? Der Andere ist der Böse? Ok! Und jetzt? Triffst Du nie mehr einen? Sind die Gründe in Dir dafür verschwunden? Nein, wahrscheinlich nicht. Man trifft Menschen nicht aus dem Willen heraus, noch weniger verliebt man sich "bewusst". Da sind unbewusste Mechanismen am Werk, die Du untersuchen und verändern kannst, sicher aber nicht in der Konzentration auf vermeintliche Täter oder "toxische Beziehungen". Sich da Wiederfinden ist eine Sache. Wenn es wirklich etwas verändert, dann gut.
Ich höre schon ein wenig die Stimmen, die sagen jetzt sofort (ohne dass es einen Zusammenhang mit dem Gesagten hätte, aber egal): "Aber, verstehst Du nicht, wie schlimm...!"  - Nein! Ja! Nein! Das soll auf keinen Fall heißen, dass es nicht schlimm ist, Opfer von jemandem zu sein oder gewesen zu sein!
Doch hält es Dich im Opferstatus, bei anderen, ob Eltern oder Partnern, nach Krankheiten oder Mängeln zu suchen, eine ganze Wissenschaft daraus zu machen und die eigene Anziehung ("Resonanz"), die Spiegelfunktion dieser mehr oder weniger "kranken" Anderen, geflissentlich aus dem Auge zu verlieren - Du bist ja in der Zeit mit Begründungen im Außen beschäftigt ("er hatte eine furchtbare Mutter", "ich bin einem Narzissten in die Hände gefallen", "meine Mutter war Alkoholikerin", "mein Vater war Psychotiker" usw.). Da bleibt oft nur noch Selbstmitleid. Oder Mitleid zum Beispiel mit einem schlagenden Partner, der eine schlimme Kindheit hatte und den man dann nicht verlassen kann, weil er sonst doch eigentlich arm dran und lieb ist, zumindest bis zum nächsten Ausraster.
Ich habe in meiner Praxis schon öfter mit Menschen gearbeitet, die zunächst diese Haltung hatten und auch Experten im Fremddiagnostizieren waren. Hartnäckig bleibt dann der Fokus auf der Anderen - wie sie ist, was sie machte, warum sie so ist etc. Eine Frage von mir nach der eigenen Befindlichkeit, ein kurzer Antwortsatz des Klienten dazu (wenn überhaupt) und peng - der Klient ist wieder bei der Anderen - wie sie ist, was sie machte, warum sie so ist etc. Bei Freunden mag man damit einen Mitleidsbonus bekommen (zumindest für eine Zeit lang, bis sie ungeduldig werden und auf eine Trennung drängen, nichts mehr davon hören wollen oder können, weil sie einen nicht leiden sehen wollen und sich hilflos fühlen und die Dauer der Beziehung nicht mehr verstehen).
Diese Haltung ist in der Therapie zusammen geduldig zu verschieben, der Fokus ist auf sich selbst zu richten, sonst müsste ja eigentlich die Andere in die Therapie. Und das kann ja durchaus sein, aber jetzt ist ja der Klient da und möchte etwas verändern. Und damit ist er schon ein großes Stück weiter und möchte jetzt endlich aus der Opferrolle heraus kommen. Doch am Anfang ist er noch sehr mit ihr verhaftet. Ohne große Verantwortungsübernahme keine Therapie und kein Fortschritt. Das soll die Therapie vor allem: sich selbst stärken, aber nicht den Feind analysieren. Und den inneren Opferteil annehmen, aber nicht nur diesen bekräftigen, es gibt auch noch einen anderen. Empathie für beide Teile. Welcher Teil denn genau "der andere" Teil ist, ist eine spannende und wichtige Frage, zu der die Therapie dann auch kommen will. Es geht nicht um Schuld! - Auch das vielleicht eine Erleichterung durch dieses Narzissmus-Etikett: "Der Andere ist es mal, ich hab´ mich ja schon immer schuldig gefühlt." Das verstehe ich, aber es geht ja nicht um Schuld, sondern die Dynamiken zu verstehen und aufzulösen, die hinter der Anziehung von solchen Menschen steht.
Natürlich müssen wir in der Therapie belastende Opfersituationen durcharbeiten, aus der jüngsten Zeit, aus der Kindheit und auch möglicherweise (und wahrscheinlich) weit davor, in früheren Leben. Diese Arbeit ist aber auf Dich zentriert und das emotionale Annehmen gerichtet und das Löschen von negativen Glaubenssätzen, das Heilen von fehlender Eigenliebe. Und wir können, bei genügend Mut, auch die Anteile des so abgelehnten Gegenübers vielleicht auch in Dir finden...
Hinter der Beschäftigung mit dem Anderen jedoch verschwindet die Eigenbeteiligung, d.h. warum mich solche Menschen überhaupt "interessieren" und ich sie in mein Leben gezogen habe, oft vollkommen. Stattdessen kreisen Gedanken immer wieder um den vermeintlichen Täter - so viel Aufmerksamkeit auf die falsche Stelle! Dadurch kannst Du eine Möglichkeit verschwenden, wieder so groß und stark zu werden wie Du eigentlich bist. Schade. Gib´ lieber Deiner Seele Kraft und spiel´ nicht den Psychologen für Andere (höchstens bezahlt, wie ich... 😉 ). Und das "nur" für eine illusorische Entlastung. Kein Thema in Dir ist damit auch nur annähernd geklärt.
Was mich wirklich traurig macht, ist, dass Viele sich so verloren haben, oft schon in der Kindheit, dass sie sich und das, was in ihren Beziehung passiert, erst durch Texte über zum Beispiel ebensolche Narzissten wiederfinden - wiederfinden im wahrsten Sinne des Wortes. Und sich dann im besten Falle weiterentwickeln, trennen können, sich um sich selbst kümmern - und hoffentlich nicht wieder so jemanden anziehen. Das ist das Gute an solche Texten, das darf man (und ich) nicht unterschätzen. Da ist jede/r, der sich dann retten kann, ein Argument für eine solche Beschäftigung, wenn sie zu mehr Achtsamkeit und Bewusstheit für die eigene Lage führt! Und vor allem zu mehr Eigenliebe, das alles nicht mehr mit sich machen zu lassen. Das wäre ein Anfang der Heilung.
Wenn er das tut und sich nicht nur damit als Opfer bestätigt. (Man kann ja machen, was man will, ich zeige hier nur ein paar Nachteile des Etikettierens auf, die mir etwas kurz kommen in dieser Manie (Manie: F30 im ICD-10... 😉 ).
Ein Zitat aus einem Kommentar unter einem Youtube-Video zu Narzissmus von Sonja: "Ich bin zum 2. Mal mit einem verdeckten Narzissten verheiratet und kann nun endlich den Schlussstrich ziehen! Leider gibt es immer mehr Narzissten..... bzw. sind sie nun erkennbar, weil das Verhalten einen Begriff hat." Muss man ein Arschloch (sorry, Narzissten, das ist die Sichtweise der Opfer), auf das man immer wieder `reinfällt, anders nennen, am besten noch ein Fach- und Fremdwort dafür benutzen und dann erkennt man es erst als Arschloch? Ja, ich weiß, es ist komplexer... aber vielleicht auch nicht. Das ist vielleicht gerade Teil des Problems: Opfer verlieren ihr Gefühl für sich selbst, haben wenig Eigenliebe und vertiefen sich geradezu akribisch in die Problematik ihres Gegenübers, denn Mitgefühl und VerstehenWollen ist in ihrer DNA. Das ist nicht nur Ablenkung, das ist eigentlich schön und reich. Aber noch sind sie an der falschen, destruktiven Stelle, das Schöne und Reiche auch gespiegelt zu bekommen. Das zu erreichen, ist die Herausforderung.
Wo Mitgefühl zu Mitleid wird, das würde direkt in die eigene Problematik und zur Lösung führen, denn da wird es erst spannend. (Aber das kann ich hier nicht ausführen, das wird sicher in meinen anderen Artikeln über Widerstand - nichts anderes ist Mitleid - klarer.)
Ja, wie gesagt, wirklich klinische Diagnosen sind bei manchen und vor allem schwerwiegenden Problemen nötig, um zum Beispiel im Zweifel auch körperliche Hintergründe von seelischen Krankheiten mitbehandeln zu können (was Psycholog*innen und Heilpraktiker*innen für Psychotherapie nicht dürfen). Klinische Diagnosen würde ich als Laie jedoch lieber dem Fachmann oder der Fachfrau überlassen - was nicht heißt, dass man sich nicht selber informieren sollte. Eine informierte Klientin/Patientin ist immer gut. Wenn es um seriöse Informationen geht, zumindest. Und nicht um Brigitte-Diagnosen...
Ich fände es schön, wenn Du vorsichtig und bewusst diese Dinge benutzt. Wozu brauchst Du Einschätzungen von anderen oder Dir selbst in dieser Form? Ist es Unsicherheit Deiner Intuition und Erleben gegenüber, Einsamkeit, DichSelbstAblehnen für irgendeine Qualität? Dann arbeite mindestens parallel an diesen Ursachen für den Wunsch nach "Verstehen" im Sinne von Wissen und SchubladenFinden und sich dann entspannt hineinlegen.
Mir geht es hier ja nur um den geschickten Einsatz von Selbst-Diagnosen als Ausdruck von Widerstand:
Die schönere Etikettiermaschine...
Erschaffe eine ganz eigene Diagnose für Dich, mit Deinem Namen:
"Ich habe die seltene (oder weiter als man meint verbreitete) Karinose",
"Man sagt, ich habe die frei flottierende Lisaphrenie"
oder für Männer (die ja viel weniger Probleme haben  😀 😀 - aber ok, der Gleichheit willen):
"Ich wurde mit Florianose diagnostiziert"
"Man sagte mir, ich wäre ein chronischer Danielist"
"Ich bin bestätigter Träger der Philippitis"
Hinweis: Bei der Mitteilung Deiner Diagnose an Andere beim Gespräch über Probleme natürlich ein seriöses und ernstes Gesicht machen, sonst wirkt es nicht. Und Du kannst dann Deine individuelle Beschreibung liefern, welche Symptome genau dahinterliegen. 😉
😉
(Ach Ulf, Du bist so kindisch! - Oh, das googele ich gleich. "10 Merkmale von kindischen Menschen" - Vielleicht finde ich dann noch andere, die so kindisch sind...)
...aber am besten und mir am liebsten wäre, wenn Du Dir diese Diagnose geben könntest:
"Ich bin zwanghaft verliebt in mich"
(Nein, das ist kein pathologischer Narzissmus. ...und Zwang ist übrigens F42 im ICD10 😉 )
Du bist wie Du bist, richtig gut - ob Du nun (endlich!(?)) in irgendeine Kategorie auf dieser Welt fällst oder nicht, ob es zwei oder 45 Millionen Deiner "Art" gibt, oder das unsagbare Pech hast, dass sich jemand Dein Etikett noch nicht hat einfallen lassen. 😉
Um das wirkliche Selbst-Annehmen, Dich wirklich lieb zu haben, mit allen Besonderheiten und Schräglagen, kommst Du nicht herum. Angenommen, Du hättest ein Kind. Und weiter angenommen, es wäre etwas "verschroben" oder "anders als andere" (so wie Du Dich selbst vielleicht fühlst). Bräuchte es dann ein diagnostisches Label auf seiner Stirn, damit Du es lieben kannst? Ich denke und hoffe, nicht! Denn was genau wäre bzw. ist immer das Wichtigste? LIEBE, und zwar unabhängig von Listen und Diagnosen, am besten bedingungslos. Ich würde sagen: listen- und diagnosenlos.
Wie gesagt, hätte Dein Kind einen Ausschlag und müsse deswegen zum Arzt, dann muss der Arzt oder Heilpraktiker sehr wohl richtig diagnostizieren und daraufhin etwas Passendes verschreiben. Da ist Diagnostizieren hilfreich. (Und trotzdem bzw. parallel könnte man fragen bzw. sich zusätzlich darum kümmern, was den Ausschlag auf der seelischen Ebene verursacht haben könnte. Man könnte den Ausschlag fragen, was er ausdrückt und ihn sprechen lassen. Dazu braucht man wieder nicht den genauen Namen des Ausschlags.)
Und das möchte ich Dir mit meinem Artikel nahebringen: Bleibe nicht bei Kategorien und vergeude nicht Deine Energie darauf - noch weniger, wenn es um Andere geht! Sondern kümmere Dich um Deine eigene, individuelle Seele, befrage sie, bewege sie, lass sie frei und weit werden, wie sie ist! Wende Deine Energie auf das Annehmen und nicht auf Selbst-Beruhigungen und Verantwortungsschiebereien.
Bringen Dich Diagnosen wirklich weiter? Das musst Du natürlich selbst entscheiden.
Mach´ Dich weiter auf Deinem Weg, Dich zu lieben und anzunehmen, so wie Du bist - auch wenn Du nicht im ICD-10 verewigt bist oder ein sauberes und stimmiges Ergebnis in irgendeinem Brigitte-Test bekommst!  🙂  Du bist mehr als diese Etiketten und es bringt Dich viel vieeeeel weiter. Nutze Deine Zeit besser. Danach brauchst Du auch keine "Bestätigung" durch Diagnosen mehr.
Nutze die von mir vorgeschlagenen Übungen zur Selbsthilfe!
Und wenn ich Dich bei tieferer Arbeit unterstützen kann, tue ich das sehr gerne - die Rückführungstherapie ist, wie schon an vielen Stellen ausführlich erwähnt, hervorragend geeignet, Dich mit Deiner Seele in Verbindung zu bringen, Altes zu heilen, Deine Resonanz zu verbessern und vor allem Deine Eigenliebe zu stärken!
Ich freue mich über jede/n, der mein Angebot nutzen möchte. Hier auf der Website findest Du genug Informationen darüber, wie ich vorgehe. Melde Dich!
Und nutze die Artikel in meinem Blog für Deine Eigenarbeit, das ist echt gut und wirklich in Dich investierte Zeit.
Ich wünsche Dir und all Deinen Lieben um Dich herum eine schubladenlose Freiheit, ein möglichst filterloses Erkennen auf Augenhöhe, liebevoll und wertschätzend!
Herzlichst, wie immer,
Dein Ulf Parczyk
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Ulf Parczyk, Dipl.-Psych.:
Seit über 20 Jahren Praxisinhaber der PraeSenZ-Praxis für Rückführungstherapie. Ich bin neben meiner erfüllenden Tätigkeit als Therapeut auch Autor zahlreicher Blogartikel über die Themen Reinkarnationstherapie / Rückführungstherapie, Clearing & Fremdenergien, Selbsthilfe & Emotionen, über das JA zu Dir & zum Leben. Diese tiefgehenden & ausführlichen Texte sind teils als EBooks erschienen und deren Audios als Podcasts & auf Youtube.
Mir ist daran gelegen, in meinen Veröffentlichungen all mein Wissen weiter zu geben und offen über die Therapieformen und Hintergründe aufzuklären; nicht sehr populär in manchmal nicht ganz kurzen ;) und einfachen Texten. Aber ich glaube, es lohnt sich, sich mit ihnen und den Themen näher und nicht oberflächlich zu beschäftigen. Fast immer sind neben reiner Information tiefe Fragen und Anstöße enthalten, die Dich weiterbringen können. Im Netz wird wenig Ähnliches im deutschsprachigen Web zu finden sein.
Mehr zu meiner Person und meinem Werdegang hier: "Über mich"
Meine spezielle Website zu Karmischen Beziehungen (z.B. über Dualseelen, Probleme in Karmischen Beziehungen etc.) findest Du hier: Karmische Beziehungen, Karmische Liebe